Warum reagierst du in bestimmten Situationen genau so und nicht anders?

Diese Frage ist für viele von uns sehr schwierig zu beantworten. Wie aus heiterem Himmel spürst du ein unangenehmes körperliches Gefühl, wie zum Beispiel ein Ziehen im Bauch, einen „Klos im Hals“, Brustenge oder Herzrasen und dann reagierst du blitzschnell. Vielleicht bist du wütend und brüllst herum, ziehst den Kopf ein und gehst in Deckung oder du reagierst zickig und drehst dich beleidigt weg.

Die Art deiner Reaktionen in für dich schwierigen und zum Teil auch unangenehmen Situationen kommt nicht einfach irgendwo her, sondern begleitet dich schon dein ganzes Leben.

In diesen Situationen fühlst du dich angegriffen und hast das Gefühl, dich verteidigen zu müssen. Dabei ist deine Reaktion oft die gleiche. Die Art und Weise deiner Reaktion stellt deine Schutzstrategie dar. Du hast in deinem Leben und vor allem in deiner Kindheit gelernt, dich vor unangenehmen, verletzenden Gefühlen zu schützen.

Mögliche Ursachen für ein geringes Selbstvertrauen können sich durch unsere negativen Glaubenssätze mit den einher gehenden Schutzstrategien in der Form der Anpassung zeigen.

In diesem Beitrag beschreibe ich die Schutzstrategien, die wir in der Regel verwenden, wenn wir ein sehr niedriges Selbstvertrauen aufgrund unserer negativen Glaubenssätze haben. Diese Glaubenssätze, die wir in der Kindheit manifestiert haben, spielen eine bedeutende Rolle bei der Auswahl unserer Schutzstrategien.

Die wichtigsten Schutzstrategien, die typischer Weise von Menschen bevorzugt werden, um sich durch Anpassung zu schützen, sind:

  • Hilflosigkeit und Kindbleiben
  • Perfektionsstreben und Schönheitswahn
  • Harmoniestreben und Idealisierung

Hilflosigkeit und Kindbleiben

Mögliche Glaubenssätze:

Ich bin schwach! – Ich bin klein! – Ich bin abhängig! – Ich muss mich anpassen! – Ich darf dich nicht enttäuschen! – Ich schaffe es nicht allein! – Ich darf keine Fehler machen! – Ich genüge nicht! – Ich darf dich nicht verlassen! – Ich bin klein und hilflos!

Es fällt dir schwer, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen und tust dich unheimlich schwer eigene Entscheidungen zu treffen und benötigst die Rückversicherung von Eltern, Partner, Freunde.

Du hast vor allem Angst davor auf eigenen Füßen zu stehen und Fehler zu machen.

Deine Frustrationstoleranz ist sehr niedrig, du hältst es sehr schlecht aus, wenn du mal was falsch machst.

Du kannst nur schwer deinen eigenen Fähigkeiten vertrauen und schätzt die Wahrscheinlichkeit des Versagens sehr hoch ein.

Es fällt dir immer noch schwer, dich innerlich von deinen Eltern zu lösen. Dadurch hast du großes Schwierigkeiten Verantwortung für dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen.

Beilspiele:

  • Ich möchte, dass mein Partner mich beschützt und mich glücklich macht.
  • Ich warte irgendwie auf Erlösung, aber auf was eigentlich?
  • Ich bin passiv und traue mich nicht, mein Glück selbst in die Hand zu nehmen.
  • Ich bin Lehrerin geworden, weil meine Eltern das wollten – hätte ich doch nur Medizin studiert, oder soll ich es doch noch tun?

Erste Möglichkeiten zur Veränderung:

Der Preis der Freiheit ist die Möglichkeit, Fehler zu machen. Mach dir klar, dass der größte Fehler wäre, weiter in der Abhängigkeit zu verharren.

Perfektionsstreben und Schönheitswahn

Mögliche Glaubenssätze:

Ich genüge nicht! – Ich darf keine Fehler machen! – Ich bin schlecht! – Ich bin hässlich! – Ich tauge nichts! – Ich bin ein Versagen!

Wir haben alle ein großes Bedürfnis nach Anerkennung. Der Grund dafür ist, dass wir wie Herdentiere sind und Angst davor haben, ohne Anschluss an die Gemeinschaft nicht bestehen und existieren zu können.

Dadurch sind wir alle bemüht, Fehler zu vermeide und einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Problematisch wird es, wenn wir ganz viel unseres Tuns danach ausrichten, möglichst viel Anerkennung zu erhalten. Dadurch entfernen wir uns von unseren eigentlichen Wünschen und Bedürfnissen.

Zum Beispiel, wenn du …

… ein großes Bedürfnis nach Anerkennung in deinem Arbeitsumfeld und große Angst vor Ablehnung deines Chefs oder deiner Kollegen hast und dir mehr Gedanken darum machst, was andere von dir denken könnten.

… mögliche Fehler unbedingt vermeiden und somit einen guten Eindruck hinterlassen möchtest und oft bist du davon überzeugt, in deiner Arbeit nicht zu genügen

… deinen Ansprüchen und Zielen bis zur äußersten Erschöpfung hinterherrennst.

Erste Möglichkeiten zur Veränderung:

Mach dir klar, dass du gegen dich selbst kämpfst und dass diese Strategie überholungsbedürftig ist. Nimm dir einfach mal vor, deine Sache „nur“ gut, anstatt perfekt zu machen. Und setzte dir vernünftige Vergleichsmaßstäbe: Du kannst dich leichter mit deiner Bezugsgruppe vergleichen. Das sind Menschen, die die gleiche Ausbildung, Erfahrung oder Funktion haben wie du.

Was hast du an Vorzügen gegenüber diesen Personen?

Und was vielleicht weniger?

Das können ganz einfache Sachen sein, wie etwa Excel-Kenntnisse, oder auch „große Dinge“, wie ein Studienabschluss. Je besser du weißt, was dich im Moment ausmacht, desto leichter wirst du deine nächsten Entwicklungsschritte definieren können und dich nicht mit den Dingen belasten, die andere aus deiner Sicht besser machen.

Harmoniestreben und Idealisierung

Mögliche Glaubenssätze:

Ich muss mich dir anpassen! – Ich genüge nicht! – Ich bin dir unterlegen! – Ich muss immer lieb und artig sein! – Ich darf mich nicht wehren!

Nicht weit entfernt vom Perfektionsstreben liegt die Schutzstrategie Harmoniestreben und Überanpassung. Auch hier wollen wir im weiteren Sinne die Anerkennung unserer Mitmenschen, indem wir Konflikte vermeiden und nirgendwo anecken wollen.

Wenn du diese Schutzstrategie anwendest, dann fährst du stets deine Antennen heraus, um zum Beispiel bei deinem Chef oder deinen Kollegen zu erspüren, was sie von dir erwarten.

Es ist dir sehr wichtig, diese Erwartungen zu erfüllen, weil du in einer chronischen Angst vor Ablehnung steckst.

Du drängst deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Hintergrund, um dich somit leichter anpassen zu können.

Diese Bedürfnisunterdrückung hast du schon in deiner Kindheit gelernt und weißt oftmals selbst gar nicht, was du willst.

Du empfindest oft Schuldgefühle, wenn du mal „Nein“ sagst.

Oftmals idealisierst du deinen Chef oder diene Kollegen und diese schätzen dich dann als naiv ein.

Erste Möglichkeiten zur Veränderung:

Durch dein Harmoniestreben kannst du die Beziehung zu deinem Chef oder deiner Kollegen noch mehr belasten als mit offenen und ehrlichen Worten. Mach dir klar, dass es fair wäre, wenn dein Gegenüber besser wüsste, woran er ist mit dir. Es ist sehr anstrengend und vor allem nicht förderlich, wenn dein Chef oder deine Kollegen, sich immer deinen Kopf zerbrechen müssen, um herauszufinden, was du willst. Trau dich, die Verantwortung für deine Wünsche und Bedürfnisse zu übernehmen.

Möchtest du gerne Veränderung in deinem Leben, wieder Freude an deiner beruflichen Tätigkeit empfinden und dein Selbstvertrauen steigern?

Du hast nichts zu verlieren, außer deine limitierenden Programme und Blockaden, und die haben dich schon lange genug zurückgehalten das Leben zu leben, das dich (wieder) glücklich macht.